Freisteller Libelle-7

Staatliche Archive Bayerns

Die Daten der bayerischen Archive, etwa historische Aufzeichnungen zur Flora und Fauna, sind hochrelevant für die Biodiversitätsforschung, aber bisher wenig beachtet. Das soll sich ändern.

Über die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns (GDA)

Die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns (GDA) ist die Fachbehörde für das Archivwesen im Freistaat Bayern. Bei ihr sind sämtliche Grundsatz- und Querschnittsaufgaben für die acht Staatsarchive in Bayern (in Amberg, Augsburg, Bamberg, Coburg, Landshut, München, Nürnberg und Würzburg) angesiedelt. Dazu gehört auch die Leitung und Koordinierung zentraler Fachaufgaben wie Bewertung, Übernahme, Ordnung und Verzeichnung des Archivguts nach einheitlichen Grundsätzen, Bestandserhaltung, IT, öffentliches Wappenrecht und die historisch-politische Bildungsarbeit (z.B. Ausstellungen und Veröffentlichungen). Die neun Staatsarchive verwahren gemeinsam mit dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv Bestände vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Durch das Bayerische Archivgesetz sind bayerische Behörden und andere staatliche Stellen dazu verpflichtet, ihre Unterlagen und Daten an die Staatlichen Archive abzugeben, wo sie dauerhaft verwahrt, erschlossen und u.a. für die Wissenschaft wieder zugänglich gemacht werden. Das verwahrte Archivgut ist dabei sehr heterogen: Es reicht von analogen Unterlagen wie Urkunden, Akten, Karten und audiovisuellen Medien bis hin zu rein digital entstandenen Daten verschiedenster staatlicher Produzenten.

Die Aufgabenbereiche und Projekte der Staatlichen Archive Bayerns sind vielfältig. Sie reichen von der Beratung von Nutzenden bei Recherchen und der Datenproduzenten im Informationsmanagement sowie nichtstaatlicher Archive in Fachfragen über die Ausrichtung von Fachtagungen und Workshops, die Aus- und Fortbildung bis hin zur Konzeption von Archivierungsschnittstellen und der Aufbereitung der archivierten Unterlagen. Jüngst wurde ein Fachkonzept für das Digitale Archive und gemeinsam mit dem Bayerischen Landesbeauftragen für Datenschutz ein Arbeitspapier zu archivrechtlichen Aufbewahrungs- und datenschutzrechtlichen Löschungsregelungen erarbeitet.

Das gemeinsame Ziel: Mobilisierung relevanter, aber bisher wenig beachteter Biodiversitätsdaten

Die Staatlichen Archive Bayerns verwahren für die Biodiversitätsforschung relevante und bisher wenig beachtete Datenbestände, die in NFDI4Biodiversity einer breiteren Nutzerschaft zugänglich gemacht werden sollen. Dazu gehören digital-born data aus Abgaben der Landesbehörden wie gewässerkundliche Daten oder zentrale Erhebungen zum Baum- und Pflanzenbestand oder historische Aufzeichnungen zur Flora und Fauna im damaligen bayerischen Staatsgebiet.

Die Möglichkeit der Datenmobilisierung und -archivierung dieser Daten soll in Zusammenarbeit mit verschiedenen NFDI4Biodiversity-Use-Cases erprobt werden. Perspektivisch möchte die GDA über Kooperationen beispielsweise mit den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) – ebenfalls NFDI4Biodiversity-Partner – Biodiversitätsdaten für die Langzeitarchivierung aufbereiten. Über eine ABCD-Schnittstelle, realisiert u.a. mithilfe von Mitteln aus einem NFDI4Biodiversity-Flexfund, können die Erschließungsmetadaten zudem der Biodiversitätsforschungscommunity über GBIF zur Verfügung gestellt werden.

Der Stand: Zahlreiche Kooperationen innerhalb der NFDI4Biodiversity- und NFDI-Community

Einbringen von Langzeitarchivierungsexpertise und Zusammenarbeit mit weiteren NFDI4Biodiversity Partnern

Die GDA beteiligt sich aktiv an verschiedenen Entwicklungen innerhalb von NFDI4Biodiversity und bringt insbesondere in der Task Area 3 („Nachhaltige Daten, Werkzeuge und Dienste“, TA3, 2consolidate) ihre Expertise im Bereich der digitalen Langzeitarchivierung ein. Gemeinsam mit mehreren NFDI4Biodiversity-Partnern wurden zudem Workflows zur nachhaltigen Archivierung biodiversitätsrelevanter Datenbestände erprobt.

Gemeinsam mit den SNSB wurden in einem Pilotprojekt die Datensammlung zu den Mehltaupilzen ("Erysiphales Collection") sowie die dazugehörige Datenbankstruktur über den Standard SIARD archiviert. Die Kooperation soll in der laufenden Phase sowie Phase 2 von NFDI4Biodiversity fortgesetzt werden, um weitere Datenbestände aus verschiedenen Forschungssammlungen (Fossilien, Tiere) zu archivieren und den SIARD-Ansatz auch auf andere relationale Datenbanksysteme auszuweiten. Über die etablierten Netzwerke und Zugriffsportale der staatlichen Archive in Deutschland können dann auch ansonsten nicht veröffentliche sensible Bereiche der archivierten Daten (geschützt durch Personenrecht, Umweltrecht etc.) unter eingeschränkten Zugriffsrechten (pseudo-) anonymisiert bereitgestellt werden.

Die Zusammenarbeit wurde von Tanja Weibulat im Rahmen der NFDI4Biodiversity All Hands Conference 2024 vorgestellt und ist hier zu finden: https://zenodo.org/records/12531195

Auch mit den beiden bayerischen nationalen Parkverwaltungen – Bayerischer Wald und Berchtesgaden – bestehen Kooperationen zur Archivierung von Daten aus einzelnen Projekten (mehr zur Kooperation mit dem Nationalpark Bayerischer Wald – einem weiteren Use Case – finden Sie hier).

Über eine ABCD-Schnittstelle, realisiert u.a. mithilfe von Mitteln aus einem NFDI4Biodiversity-Flexfund, wird zudem erprobt wie relevante Erschließungsmetadaten aus dem Archivinformationssystem der Staatlichen Archive Bayerns der Biodiversitätsforschungscommunity über GBIF (Global Biodiversity Information Facility) zur Verfügung gestellt werden können.

Das gemeinsame Ziel: Mobilisierung relevanter, aber bisher wenig beachteter Biodiversitätsdaten

Die Staatlichen Archive Bayerns verwahren für die Biodiversitätsforschung relevante und bisher wenig beachtete Datenbestände, die in NFDI4Biodiversity einer breiteren Nutzerschaft zugänglich gemacht werden sollen. Dazu gehören digital-born data aus Abgaben der Landesbehörden wie gewässerkundliche Daten oder zentrale Erhebungen zum Baum- und Pflanzenbestand oder historische Aufzeichnungen zur Flora und Fauna im damaligen bayerischen Staatsgebiet. Folgende Projektbeispiele hat die GDA im Rahmen der NFDI4Biodiversity zur Mobilisierung von historischen Biodiversitätsdaten erfolgreich umgesetzt:

NFDI4Biodiversity Flexfundprojekt: FAIRe Geodaten aus dem Archiv. Ein Tool zur automatisierten Metadatenextraktion aus historischen Karten

Im Rahmen eines von NFDI4Biodiversity geförderten Kooperationsprojekts zwischen der GDA und dem Leibniz Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) wurden Methoden zur Verbesserung der Zugänglichkeit und Interoperabilität historischer Geoinformationen entwickelt. Das Projekt zielte auf die Erarbeitung von Digitalisierungsempfehlungen für historische Karten und die Entwicklung eines Tools zur Mobilisierung und FAIRification von analoger Geoinformation ab. Die extrahierten Geo- und Metadaten entsprechen verschiedenen Standards und sind so für die Biodiversitätsforschung sowie andere wissenschaftliche Communities zugänglich. Die Daten werden über eine Archivierungsschnittstelle in ein Digitales Langzeitarchiv aufgenommen und können in Fachportalen aufgenommen werden.

Abb. 2

Pilotprojekt: Die Mobilisierung von historischen Tierbeobachtungsdaten

Im Jahr 1845 führte die bayerische Regierung eine umfassende Erhebung über das Vorkommen von 44 ausgewählten Tierarten durch. Dazu wurden 119 bayerische Forstämter mit standardisierten Erfassungsbögen ausgestattet, um das Vorkommen oder die Abwesenheit der jeweiligen Arten zu dokumentieren. Diese historischen Dokumente befinden sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv und gehören zum Bestand der Zoologischen Staatssammlung (BayHSt, Zoologische Staatssammlung, 208-217).

In einem Kooperationsprojekt der GDA, des Lehrstuhls für Computational Humanities der Universität Passau, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und des NFDI4Biodiversity-Konsortiums wurden historische Tierbeobachtungsdaten für die moderne Biodiversitätsforschung aufbereitet und in digitale, georeferenzierte Beobachtungsdaten überführt. Mit KI-Unterstützung entstanden aus über 500 handschriftlichen Seiten insgesamt 5.467 Datensätze zur historischen Artenvielfalt in Bayern. Die Datensätze beschreiben Zeit, Ort und Lebensraum der historischen Tiervorkommen in einem Format, das detaillierte weiterführende computergestützte wissenschaftliche Analysen ermöglicht. Veröffentlicht wurden die Daten bei GBIF, einem internationalen Datenzentrum, das der weltweiten Forschungsgemeinschaft Biodiversitätsdaten frei zugänglich zur Verfügung stellt. Darüber hinaus sind die Daten in das vom NFDI4Biodiversity-Konsortium kuratierte nationale Biodiversitätsportal LAND (Lebendiger Atlas der Natur Deutschlands) integriert.

Mehr Informationen zum Projekt: https://www.nfdi4biodiversity.org/de/news/historische-biodiversitaetsdaten-mobilisiert/

Darüber hinaus ist die GDA in weiteren NFDI-Konsortien wie 4Earth, FAIRagro, 4Objects und 4Memory sowie in der übergeordneten Sektion Common Infrastructures in der AG Langzeitarchivierung vertreten.

Publikationen zum Thema