Der Lebendige Atlas

Über ein in NFDI4Biodiversity entstandenes Portal können Nutzer:innen erkunden, welche Arten in der eigenen Umgebung vorkommen.

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Artenbeobachtungen sichtbarer machen – für Wissenschaft, Naturschutz und Öffentlichkeit

Wer herausfinden möchte, welche Arten vor der eigenen Haustür vorkommen, hat in Deutschland bisher keine zentrale Anlaufstelle, um sich zu informieren – außer natürlich, er begibt sich selbst in die Natur und sieht nach. Das aber setzt Zeit und eine gewisse Artenkenntnis voraus. Eine einfachere Möglichkeit ist der in NFDI4Biodiversity entwickelte Lebendige Atlas der Natur Deutschlands (LAND), der Artenbeobachtungen aus unterschiedlichen Quellen in einem gemeinsamen Online-Portal zusammenführt.

Nutzende können beliebige Pflanzen-, Tier- oder Pilzarten suchen und sie nach verschiedenen Kriterien filtern, etwa nach Fundort oder Jahr. Die Artenbeobachtungen werden daraufhin auf einer Deutschlandkarte verortet, lassen sich aber auch als Liste oder Bildergalerie darstellen. Zudem ist möglich, die zugrunde liegenden Datensets einzusehen und herunterzuladen. Darüber hinaus werden in der Rubrik "Ausgewählte Datens(ch)ätze" einzelne, über den Atlas zu findende Datensätze in Form von Blogartikeln vorgestellt, um die Sichtbarkeit der Daten und der sie beisteuernden Partnereinrichtungen zu erhöhen.

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Ziel des Lebendigen Atlas ist es, Artenbeobachtungen in Deutschland zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen und sie für Fachanwendungen, etwa in Wissenschaft und Naturschutz, aber auch die naturinteressierte Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Projekte, die sich für Natur- und Umweltschutz einsetzen, sollen es leichter haben, die für ihre Arbeit notwendigen Daten zu finden und zu visualisieren. Darüber hinaus soll das Portal Lust darauf machen, die eigene Umgebung zu entdecken.

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Hintergrund und Entstehung

Diverse Datenquellen, ein zentraler Zugriffspunkt

Daten zum Vorkommen verschiedener Arten werden von ganz unterschiedlichen Akteur:innen und Initiativen – zum Beispiel bei Forschungseinrichtungen, Fachgesellschaften, Umweltverbänden und -behörden – gesammelt, bereitgestellt und ausgewertet. Das ist auch gut so – denn so kann gezielt auf die Besonderheiten und Anforderungen unterschiedlicher Artengruppen, Regionen oder Nutzergemeinschaften eingegangen werden. Für Forschende und andere Personen und Gruppen, die Interesse an den Daten haben, ist diese dezentrale Verwahrung und Verarbeitung allerdings eine Herausforderung; etwa dann, wenn sie zusammengeführt werden sollen, um aus vielen Puzzleteilen ein Gesamtbild entstehen zu lassen.

Start mit Machbarkeitsstudie im Jahr 2016

Der Use Case Lebendiger Atlas musste dabei nicht bei null anfangen, sondern fußt auf Ideen, Vorarbeiten und technischen Lösungen, die von unterschiedlichen Partnerinstitutionen in- und außerhalb des NFDI4Biodiversity-Konsortiums vorangetrieben und entwickelt wurden und werden. Die Initiative für einen Lebendigen Atlas der Natur Deutschlands geht auf eine vom UFZ/iDiv, BUND, NABU, DDA und DNR unter breiter Beteiligung durchgeführte Machbarkeitsstudie im Jahr 2016 zurück. Für die technische Umsetzung des Portals werden unter anderem die Dienste der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) genutzt, die Anbindung neuer Datensätze wiederum geschieht unter anderem über den Submission Service für Biodiversitätsdaten des NFDI4Biodiversity-Partners GFBio e.V.

Stetige Weiterentwicklung mithilfe der Community

Derzeit wird der Lebendige Atlas stetig weiterentwickelt – mit gebündelter Community-Power. Im März 2023 hat das Koordinationsteam hinter dem Atlas zu einem Workshop in Präsenz geladen, in dem mehr als 50 Vertreter:innen von Forschungsorganisationen, Museen, Fachbehörden und naturkundlichen Vereinen Gelegenheit hatten, den Lebendigen Atlas kennenzulernen. Darüber hinaus stand im Fokus, zu verschiedensten Themen in den Austausch zu treten. So wurde beispielsweise diskutiert, welche Mechanismen sich zur Sicherung der Qualität von Beobachtungs- und Sammlungsdaten eignen könnten, wie sich Akteur:innen für die gemeinsame Weiterentwicklung am Atlas gewinnen lassen könnten, wie die Suchfunktion des Atlas gestaltet sein sollte, um verschiedensten Zielgruppen gerecht zu werden, und was im Hinblick auf Datenstandards, Datenpublikation, Lizenzen und Datenrechte zu bedenken ist.

Den vollständigen Workshopbericht einschließlich einer Liste aller Teilnehmenden finden Sie unter den Publikationen unten auf dieser Seite.

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Ausblick: Wie es jetzt weitergeht

Der in der Machbarkeitsstudie 2016 identifizierte Bedarf nach einer zentralen Plattform für die Vernetzung von Datenressourcen und Durchführung von Datenanalysen ist nach wie vor gegeben – an dieser Erkenntnis ließ der Community-Workshop im März 2023 keinen Zweifel. Der Lebendige Atlas setzt exakt hier an und bringt mit seiner engen Kopplung an GBIF die Datenverfügbarkeit voran. Sein volles Potenzial wird er dann im Zusammenspiel mit den Research Data Commons (RDC), der in NFDI4Biodiversity entwickelten Dateninfrastruktur, entfalten. Um hier voranzukommen, gilt es auch weiterhin, die Motivation zur Beteiligung an der Entwicklung des Lebendigen Atlas und einer unterstützenden, gemeinsam errichteten Dateninfrastruktur hochzuhalten und auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Es ist wichtig, aktuelle Entwicklungen in regelmäßigen Abständen an die Biodiversitätscommunity zurückzuspielen und die Community in neue Entwicklungen einzubeziehen.

Weiterhin wird seit dem Workshop intensiv daran gearbeitet, zusätzliche Funktionalitäten zu installieren, darunter vordefinierte Schnellfilter sowie Tutorials für Portalnutzer:innen und Datenlieferant:innen.

Der Lebendige Atlas versteht sich als ein Work-in-Progress und soll auch in Zukunft von seinen Nutzer:innen lernen und an und mit ihnen wachsen.

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Publikationen

Martin Friedrichs-Manthey, Thore Engel, Barbara Ebert, Mark Frenzel, Anton Güntsch, Jörg Holetschek, Birgitta König-Ries, Robert Köpke, Jana Moser, & Aletta Bonn. (2023). Lebendiger Atlas Natur Deutschland – NFDI4Biodiversity Community Workshop. Zenodo. doi.org/10.5281/zenodo.8205344

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Unsere Use Cases

Welches Potenzial steckt in NFDI4Biodiversity? Das veranschaulichen unsere mehr als 20 Use Cases: reale Anwendungsfälle, in denen wir erproben, wie Daten mobilisiert oder visualisiert werden können, wie sich regionenübergreifende Metadatenstandards etablieren oder Speicher- und Recheninfrastruktur für die Integration und Auswertung derzeit dezentral verteilter Datenschätze implementieren lassen. Die Use Cases sind dabei ein Gemeinschaftswerk des jeweiligen Use-Case-Partners, fachlicher sowie technischer Expert:innen aus dem Konsortium sowie koordinierender Projektmitarbeiter:innen, den sogenannten Use-Case-Managern.

Hier geht es zu einer Übersicht aller Use Cases.

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