News | 7. Juli 2023 | Marthe Eisner

Lebendiger Atlas: Wie das Biodiversitätsportal unsere Artenvielfalt sichtbar macht

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In NFDI4Biodiversity entsteht derzeit der Lebendige Atlas der Natur Deutschlands. Ziel ist, Artbeobachtungen anschaulich zu bündeln, um sie für Fachanwendungen und eine breite Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das Portal ist ein Gemeinschaftswerk von NFDI4Biodiversity und der Biodiversitätscommunity.

Die Förderung der Biodiversität und der Schutz unserer Natur erfordern gemeinsame Anstrengungen und eine enge Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Eine wichtige Initiative dieser Kollaboration ist der Lebendige Atlas der Natur Deutschlands (LAND) – ein Portal, das im Rahmen der NFDI4Biodiversity entwickelt wird und Artbeobachtungen in Deutschland bündelt. Der öffentlich zur Verfügung stehende Atlas stellt ausgewählte Datensätze zum Artvorkommen übersichtlich auf einer Landkarte dar und bietet verschiedene Filtermöglichkeiten. Aktuell wird der Lebendige Atlas im Rahmen von NFDI4Biodiversity in einer ersten Version umgesetzt.

Ein wichtiger Meilenstein für das Vorhaben war ein Community-Workshop, der am 30. und 31. März 2023 stattfand (zur Eventseite). Über 50 Vertreter:innen aus Verbänden, Naturkundlichen Vereinen, Behörden und Wissenschaft nahmen teil und präsentierten den aktuellen Stand der Entwicklungen. Zusätzlich wurden weitere Anforderungen und Wünsche aus der Biodiversitäts-Community diskutiert und in konkrete Arbeitsaufträge überführt.

Von der Machbarkeitsstudie zum Lebendigen Atlas: Datenqualität, Beteiligung und Konfiguration des Portals im Fokus

Der erste Tag des Workshops begann mit einem Einführungsvortrag von Aletta Bonn (Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)), Anton Güntsch (Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin) und Birgitta König-Ries (iDiv), die die Verbindung zwischen der Machbarkeitsstudie zum Lebendigen Atlas der Natur Deutschland im Jahr 2016 und dem aktuellen Vorhaben innerhalb des NFDI4Biodiversity-Konsortiums darstellten. Es folgten kurze Impulsvorträge zu aktuellen Entwicklungen in anderen Portalen und Datenplattformen der Community.


→ Der LEBENDIGE ATLAS DER NATUR DEUTSCHLANDS befindet sich weiterhin im Aufbau, kann aber hier bereits besucht werden.


In einer ersten Workshop-Session wurden Datenqualitätsmechanismen diskutiert, um Methoden zur Prüfung und Verbesserung von Beobachtungs- und Sammlungsdaten zu erforschen. Dabei wurden verschiedene Themenbereiche identifiziert, die für die Datenqualität von besonderer Bedeutung sind, wie beispielsweise Plausibilitätstests, taxonomische Checklisten, Datenmodellierung und Vokabulare, KI-Verfahren und Portalfunktionen.

In einer weiteren Session wurde diskutiert, wie eine aktive Beteiligung an einem lebendigen Atlas angeregt werden kann. Zielgruppen wie Universitäten, Forschungsorganisationen, Museen, Fachbehörden, Naturkundliche Vereine und interessierte Bürger:innen wurden identifiziert. Anreize und Mehrwerte für die Community wurden ebenfalls diskutiert, etwa die Motivation zur Teilnahme durch Wettbewerbe, einfache Workflows, Qualitätsanforderungen und die Verschneidung von verschiedenen Datenquellen.

Session drei widmete sich der Konfiguration des Portals, insbesondere des Such-Widgets. Fragen zur Anzeige von Informationen, Filtern, Schnellsuchen und redaktionellen Inhalten wurden diskutiert. Konkrete Konfigurationswünsche wurden identifiziert und auch Feature Requests für den Betreiber formuliert.

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Der Tag endete mit einem Impulsvortrag von Barbara Ebert (GFBio e.V.), der die rechtlichen und organisatorischen Aspekte der Datenweitergabe beleuchtete, speziell die Liefer- und Verwertungskette für Daten, die durch Vereinbarungen zwischen Datenarchiven und Datenerzeugern geregelt werden müssen.

Zusammengefasst ergaben die Vorträge, Diskussionen und Workshops an Tag 1 die Anforderungen für weitere Entwicklungen und Zusammenarbeit beim Aufbau des Lebendigen Atlas der Natur Deutschland.

Community-Beteiligung und Synergien: Zukunftsperspektiven des Lebendigen Atlas

Der zweite Tag des Workshops war geprägt von Ideen zur konkreten Ausgestaltung des Lebendigen Atlas. Ein Impulsvortrag zur Datenvisualisierung präsentierte die Möglichkeit, mithilfe von Data Stories komplexe Informationen anschaulich und ansprechend darzustellen. Zwei Beispiele, eine Data Story über Fischzählungen und ein Wissenschaftscomic über Vogelvorkommensdaten, verdeutlichten das Potenzial dieser innovativen Aufbereitungsformate.

Die weiteren Sessions widmeten sich der Mobilisierung und Digitalisierung von Daten. Dabei standen konkrete Datensätze im Fokus, die im Atlas sichtbar gemacht werden sollen. Es wurden Themen wie Datenstandards, Datenpublikation, Lizenzen und Datenrechte erörtert. Die Anbindung der Daten an die Dateninfrastruktur der Global Biodiversity Information Facility GBIF war ein wesentlicher Schwerpunkt. Auch die kartographische Visualisierung von Biodiversitätsdaten waren Gegenstand einer Session. Es wurden Grundlagen der Kartographie erläutert und Herausforderungen bei der Datenvisualisierung und -interpretation diskutiert. Dabei wurden Fragen zur Farbwahl, Klassifizierung von Datensätzen und Quellenkritik behandelt.

In einer offenen Diskussionsrunde wurden Wünsche und Anregungen für den Lebendigen Atlas besprochen. Dabei ging es unter anderem um die Harmonisierung der Daten, die Zielgruppe des Portals, die Lizenzierung der Daten und verschiedene Funktionalitäten, die den Nutzenden geboten werden sollten.

Die abschließende Plenum-Diskussion konzentrierte sich auf die Perspektiven und Ziele des Atlas. Es wurden konkrete Vorschläge für den Herbst 2023 und das Jahr 2025 entwickelt. Die Mobilisierung von Daten und die Implementierung einfacher Funktionen wurden als Prioritäten festgelegt. Weitere Aspekte wie die Abdeckung verschiedener Taxongruppen, regelmäßige Workshopreihen und ansprechende Visualisierungen wurden ebenfalls diskutiert.

Insgesamt bestätigte der Workshop den Bedarf an einem umfassenden Biodiversitätsportal wie dem Lebendigen Atlas der Natur Deutschlands. Die enge Verbindung mit den Dateninfrastrukturen von GBIF und der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur NFDI bieten großes Potenzial für verbesserte Datenverfügbarkeit und Analysemöglichkeiten. Es ist wichtig, die Motivation und Beteiligung der Community aufrechtzuerhalten und regelmäßige Entwicklungen zurückzuspielen.


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Marthe I. Eisner

Seit 2020 unterstützt Marthe als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) das Projektmanagement für den Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Im Rahmen von NFDI4Biodiversity widmet sie sich der Vermittlung von Projektergebnissen, erarbeitet in einem engagierten und inspirierenden Team neue Kommunikationsformate und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Privat teilt Marthe ihr Leben mit zwei Kindern und einer Gottesanbeterin.

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